Was geschah am 22.04. im Jahr ... 1945 In schweren Kämpfen dringen die sowjetischen Truppen von Nordosten her über die Vororte Buchholz, Blankenburg, Heinersdorf, Malchow, Hohenschönhausen, Biesdorf in die Stadtbezirke Pankow, Weißensee und Lichtenberg ein. In Berlin erscheint die letzte Ausgabe der Zeitschrift "Das Reich". In dem "Widerstand um jeden Preis" betitelten Leitartikel ruft der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Joseph Goebbels, noch einmal dazu auf, daß der Widerstand "auch in der Zivilbevölkerung von Mann und Frau und Knabe und Mädchen mit einem Fanatismus ohnegleichen" aufgenommen werde. "Es wartet auf uns die Stunde des letzten Triumphes. Sie wird unter Tränen und Blut erkauft, aber sie wird auch alle Opfer, die wir gebracht haben, rechtfertigen." Der größte Teil der Berliner Feuerwehr verläßt mit 1400 Löschfahrzeugen befehlsgemäß die Stadt. 1945 In der Nacht wird aus dem Zellengefängnis Lehrter Straße in Moabit eine Gruppe von etwa zwanzig politischen Gefangenen unter dem Vorwand der Überführung in ein anderes Gefängnis oder der Entlassung in das Ruinengelände des Ulap-Gebäudes (Universum-Landesausstellungspark) am Lehrter Bahnhof geführt und dort von einem SS-Kommando erschossen. Unter den Opfern befinden sich die Teilnehmer am 20. Juli 1944 Albrecht Haushofer, Friedrich-Justus Perels, Rüdiger Schleicher, Klaus Bonhoeffer, Ernst Schneppenhorst, Wilhelm zur Nieden und Wilhelm Staehle. 1947 65. Sitzung der Alliierten Kommandantur. Die Kommandanten beraten die Angelegenheit des Rücktritts von Oberbürgermeister Dr. Ostrowski. Während die westlichen Kommandanten ihre Bereitschaft erklären dem Genehmigungsantrag des Stadtverordnetenvorstehers Dr. Suhr zuzustimmen, fordert der sowjetische Kommandant, Generalmajor Kotikow, eine Vertagung, um den Fall sorgfältig zu prüfen, wobei er von dem Standpunkt ausgeht, daß das Schreiben Dr. Suhrs nichts enthalte, aus dem Schlüsse auf die Art und den Grad der Schuld Dr. Ostrowskis gezogen werden könnten. Der Oberbürgermeister selbst sei in Übereinstimmung mit der Vorläufigen Verfassung verpflichtet, der Alliierten Kommandantur eine offizielle motivierte Erklärung über seinen Rücktritt einzureichen. Generalmajor Kotikow führt seinerseits eine Reihe von Gründen an, die nach der Auffassung der sowjetischen Kommandantur die Verwaltungskrise herbeigeführt hätten, unter anderem die politische Unfähigkeit der SPD-Fraktion, die Angst vor den Verwaltungsschwierigkeiten bekommen habe; eine Stadtverordnetenversammlung, die sich mit der Bildung zweifelhafter Magistratsabteilungen und gesamtdeutschen Problemen befasse, statt Vorbereitungen für die Bekämpfung der Winternöte 1947/48 zu treffen; ferner die mangelhafte sachliche Zusammenarbeit aller in der städtischen Selbstverwaltung vertretenen demokratischen Kräfte in Übereinstimmung mit der Verfassung. Generalmajor Kotikow beschuldigt Franz Neumann (SPD), Curt Swolinzky (SPD) und Ernst Reuter (SPD), die Beziehungen zwischen dem Magistrat und den alliierten Besatzungsmächten zu verschärfen, und wirft Angehörigen der amerikanischen Militärregierung sowie der von ihr lizenzierten Presse vor, das Verhalten der genannten SPD-Vertreter zu inspirieren und zu unterstützen. Die Alliierte Kommandantur besteht durch BK/O (47) 105 bei Einreichung von Petitionen auf Einhaltung des vorgeschriebenen Dienstweges und weist dementsprechend das Telegramm der Stadtverordnetenversammlung über die Demontagen an den in Moskau tagenden Rat der Außenminister zurück. Dagegen werden die Schreiben des Magistrats und des FDGB über die Demontage der Werke Borsig, Tegel und Transformeranlagen in Oberschöneweide an den Kontrollrat weitergeleitet. Auf Grund der sich ständig vergrößernden Schwarzmarktgeschäfte mit rationierten Fleischwaren sieht sich die Alliierte Kommandantur durch die Anordnung Food/Memo (47) 20 gezwungen, eine Sonderkommission zur Feststellung der Schwundverluste einzurichten. Da die Plünderungen von Lebensmitteltransportzügen aus der britischen und amerikanischen Zone nach Berlin zunehmen, richtet die britische Militärregierung besondere Eisenbahn-Kontroll- und Überwachungsstellen in Braunschweig und Berlin-Spandau ein. Auf einer Kundgebung der SED in der Staatsoper anläßlich ihres einjährigen Bestehens fordert das Vorstandsmitglied Otto Grotewohl von den alliierten Besatzungsmächten die Zustimmung zur Durchführung einer gesamtdeutschen Volksabstimmung über einen Einheitsstaat oder einen Bundesstaat. Der Beauftragte der sowjetischen Militärregierung, Oberst Tulpanow, stellt der SED die Aufgabe, sich über ganz Deutschland auszudehnen. 1948 Der Wirtschaftsrat der Bizone nimmt in Frankfurt/Main gegen die Stimmen der kommunistischen Vertreter einen SPD-Antrag an, einen Ausschuß für die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Berlin zu bilden. Zu der weiter beschlossenen ständigen wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Berlin erteilt das Zweimächte-Kontrollamt am gleichen Tage seine Zustimmung. (65.) Ordentliche Sitzung der Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin. Auf zwei Parallelversammlungen der Freien Vereinigung für Handel, Handwerk und Gewerbe in der Neuen Welt in Neukölln und in Kliems Festsälen im Bezirk Kreuzberg protestieren über 10 000 Gewerbetreibende gegen einen Monopolanspruch der Konsumgenossenschaften. Nach Ansprachen von Bürgermeister Dr. Friedensburg und Vertretern der SPD, CDU und LDP weist der Leiter des Berliner Einzelhandels, Obermeister Wenke, darauf hin, daß die Konsumgenossenschaften auf Grund ihrer Mitgliederzahl nur einen Anspruch auf 20 Prozent der Verteilung hätten. Der Aktionsausschuß der Jungsozialisten, der Jungen Union und der Jungen Liberaldemokraten verlangt die Einrichtung einer Hochschule, an der freiheitlich Gesinnte ungehindert studieren können. Der Pfarrer der Katholischen Gemeinde von St. Mauritius in Lichtenberg, Paul Tkotsch, wird zum Weihbischof von Berlin ernannt. 1948 Weitere 46 Betriebe aller Branchen werden im sowjetischen Sektor sequestriert. 1949 In einer gemeinsamen Erklärung lehnen die westlichen Stadtkommandanten jede offizielle Unterstützung der von dem sogenannten Deutschen Volksausschuß für den 15./16. Mai 1949 vorgesehenen Delegiertenwahlen für den 3. Deutschen Volkskongreß in den westlichen Sektoren ab. Nach ihrer Auffassung handele es sich dabei um eine trügerische Einrichtung, deren Ziel es sei, Deutschland der kommunistischen Herrschaft zu überantworten. Der Volkskongreß behaupte, von allen Parteien getragen zu sein, während er tatsächlich vollständig unter kommunistischer Kontrolle stehe. Der Wunsch der Westmächte sei ein geeintes Deutschland, dem es freistehe, seine eigene Regierungsform zu wählen. Sie seien jedoch nicht bereit, eine Bewegung zu unterstützen, die sich dem deutschen Volke unter falschen Vorspiegelungen aufdrängen will. Die amerikanische Militärregierung schließt alle Lebensmittelausgabestellen für Eisenbahner auf den S-Bahnsteigen ihres Sektors. Angestellte der Reichsbahn konnten dort Lebensmittel gegen DM (Ost) kaufen, um dafür auf das ihnen zustehende Westgehalt zu verzichten. Bezirksbürgermeister Dr. Schloß von Tiergarten teilt auf der 5. Sitzung des Rats der Bezirksbürgermeister mit, daß der Stadtkämmerer die von seinem Bezirk erbetenen 50 000 DM zur Restauration des beschädigten und einzigen Goethe-Denkmals in Berlin unter Hinweis auf die schwierige Finanzlage Berlins abgelehnt habe. Er regt deshalb an, daß sich der Magistrat noch einmal unter Berücksichtigung der in diesem Jahr stattfindenden Goethe-Feiern mit der Angelegenheit beschäftigt. Bezirksbürgermeister Wendland von Schöneberg wird beauftragt, dem Oberbürgermeister schriftlich über die bei seinem Bezirksamt aufgetretenen Schwierigkeiten in der Ausübung der Befugnisse der Bezirksämter bei der Einstellung und Entlassung von Schulleitern und Lehrern zu berichten. Der Rat der Bezirksbürgermeister bittet den Oberbürgermeister - unter Berücksichtigung seines Beschlusses über "Besetzung der Schulleiter- und Lehrerposten durch die Bezirksämter" (vgl. Schriftenr. Bln. Zeitgesch., Bd. 2, 28.5.1948) - eine Klärung herbeizuführen. Vor der Entnazifizierungskommission für Ärzte im Bezirk Charlottenburg findet die Verhandlung gegen den 74jährigen Geheimrat Professor Dr. Ferdinand Sauerbruch statt, der zwar nicht Mitglied der nationalsozialistischen Partei war, doch als Preußischer Staatsrat nach Teil I der Entnazifizierungsanordnung unter den Begriff der "Nazi-Aktivisten" fällt. Nach der Vorlage umfangreichen Entlastungsmaterials und nach Aussagen von über 70 Entlastungszeugen kommt es während des Plädoyers des Anklagevertreters zu einem Zwischenfall, da Geheimrat Sauerbruch ostentativ den Verhandlungssaal verläßt. Die Entnazifizierungskommission vertagt darauf die Verhandlung auf unbestimmte Zeit. 1949 Der erste Bundestag der Unabhängigen Gewerkschafts-Organisation von Groß-Berlin (UGO) wird in Anwesenheit zahlreicher westdeutscher und ausländischer Gewerkschaftsvertreter und Ehrengäste in der Taberna Academica am Steinplatz im Bezirk Charlottenburg durchgeführt. Der Bundestag wählt mit 118 von 192 Stimmen Ernst Scharnowski (SPD) zum Ersten und Fritz Heinemann (SPD) mit 102 Stimmen zum Zweiten Vorsitzenden der UGO. Dem geschäftsführenden Vorstand gehören als hauptamtliche Mitglieder Heinrich Kreil (CDU), Reinhold Eichner (SPD), Gustav Pietsch (SPD) und als nichthauptamtliche Mitglieder Ludwig Diederich (SPD), Erich Galle (SPD), Karl Lehrer (SPD) und Theo Wilhelmy (SPD) an. 1950 Die Alliierte Kommandantur erneuert mit BK/L (50) 51 ihre Aufforderung an den Magistrat, einen Vorrat an flüssigem und festem Brennstoff für den Verbrauch von fünf Monaten anzulegen und mindestens 50 000 Tonnen Braunkohlenbriketts zu lagern. Das Verbot des privaten Kraftfahrzeugverkehrs an Sonn- und Feiertagen aus dem Jahre 1946 wird mit BK/O (50) 45 aufgehoben (vgl. Schriftenr. Bln. Zeitgesch., Bd. 1, 2. Aufl., 30.4.1946). Mit BK/L (50) 52 wird dem Magistrat gestattet, die in der Bundesrepublik gültigen Bewirtschaftungsbestimmungen hinsichtlich der Lebensmittelversorgung auch in Berlin anzuwenden. Der katholische Bischof von Berlin, Konrad Kardinal von Preysing, nimmt in einem ausführlichen Schreiben an den Ministerpräsidenten der sowjetischen Besatzungszone, Otto Grotewohl, Stellung zu den Verletzungen der Glaubens- und Gewissensfreiheit im sowjetischen Besatzungsgebiet. Der Kardinal stellt zunächst fest, daß ein von ihm an den Stellvertreter des Ministerpräsidenten der sowjetischen Besatzungszone, Otto Nuschke, gerichtetes Memorandum "Lebensrecht und Lebensmöglichkeit für die katholische Kirche im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik" vom 29. Dezember 1949 bisher unbeantwortet und ohne Wirkung geblieben ist. "Als besonders bedrohlich aber für die Glaubens- und Gewissensfreiheit hat sich in den letzten vier Monaten herausgestellt, daß die Handhabung der Staatsgewalt in der DDR immer mehr darauf abzielt, das Leben nach christlichem Gewissen in der Republik unmöglich zu machen." Zur Wiederherstellung der Glaubens- und Gewissensfreiheit fordert der Kardinal unter anderem: "In der DDR muß davon abgelassen werden, den Materialismus als staatliche Weltanschauung aufzuzwingen"; "Die mit Hilfe der Polizeigewalt unternommenen Versuche, das religiöse Leben in der DDR auf kirchliche Kulthandlungen in Gotteshäusern einzuschränken, müssen beendet werden"; "Der oft unter Einsatz aller staatlichen Propagandamittel ausgeübte Druck zum Eintritt in irgendwelche Organisationen und Massenbewegungen muß aufhören." Premiere von G. B. Shaw's Komödie "Frau Warrens Gewerbe" in den Kammerspielen im sowjetischen Sektor. Unter der Regie von Wolfgang Langhoff spielen in den Hauptrollen Willy A. Kleinau, Gerda Müller, Wolfgang Kühne und Paul Esser. Die Landsberger Allee und der Landsberger Platz im sowjetischen Sektor werden im Rahmen einer Kundgebung anläßlich des 80. Geburtstages von W. J. Lenin in Leninallee und Leninplatz umbenannt. 1950 Der Berliner Landesverband der CDU veranstaltet im Studentenhaus am Steinplatz im Bezirk Charlottenburg seinen 12. Landesparteitag, an dem auch eine größere Zahl von Delegierten der acht CDU-Kreisverbände des sowjetischen Sektors teilnimmt. Zu Beginn des Parteitages billigen die Delegierten einstimmig eine Entschließung, in der ihre Verbundenheit mit den um Freiheit und Recht kämpfenden politischen Freunden im sowjetischen Besatzungsgebiet bekräftigt und die Verachtung gegenüber den der CDU-Ost aufgezwungenen, SED-hörigen Spitzenfunktionären ausgedrückt wird. Hierbei wird mitgeteilt, daß innerhalb der letzten drei Monate 402 Funktionäre der CDU-Ost nach Westberlin geflüchtet sind. Die geflüchteten CDU-Mitglieder sollen demnächst zu einem besonderen Parteitag unter den gewählten Vorsitzenden der CDU in der sowjetischen Besatzungszone, Jakob Kaiser und Ernst Lemmer, in Berlin zusammengerufen werden (vgl. Schriftenr. Bln. Zeitgesch., Bd. 2, 20.12.1947). Im Mittelpunkt eines einleitenden Referates des Landesvorsitzenden Dr. Walther Schreiber steht eine zum Teil scharfe Kritik an der Politik der Berliner SPD, besonders an ihrer Wirtschaftspolitik und ihrer Haltung in der VAB- und der Schulfrage. Dr. Schreiber teilt hierbei mit, daß von 34 Schulräten in den Westberliner Verwaltungsbezirken 25 der SPD, 5 der CDU und 4 der FDP angehören. Der Berliner Landesverband der FDP hält in den Zoo-Festsälen seinen 5. Landesparteitag ab. Der Landesvorsitzende, Carl-Hubert Schwennicke, unterstreicht die Notwendigkeit, in Berlin die Magistratskoalition aufrechtzuerhalten, ohne dabei die parteipolitische Eigenständigkeit aufzugeben. In seinen außenpolitischen Ausführungen wendet sich Schwennicke entschieden gegen Äußerungen Pastor Niemöllers und stellt fest, für Deutschland könne es in der großen Ost-Westauseinandersetzung nur die Alternative geben: Schicksalsgemeinschaft Europa oder kommunistisches Chaos. In einem Referat zu innenpolitischen Fragen wendet sich der stellvertretende Landesvorsitzende Dr. Hans Reif scharf gegen rechtsextremistische Strömungen innerhalb der Partei. 1951 Der Regierende Bürgermeister Ernst Reuter kritisiert in einem "Immer wieder Berlin" überschriebenen Artikel im "Telegraf" Äußerungen des französischen Hochkommissars Francois-Poncet, der am 19. April in Stuttgart über die Verschiedenheit des kulturellen und geistigen Lebens in Berlin von dem im Süden und Westen Deutschlands gesprochen und dabei erklärt hatte, daß Berlin nicht den Inbegriff deutscher Art und deutschen Wesens bilde. Ernst Reuter bemerkt dazu u. a., daß Deutschland niemals innerlich gesund und im Gleichgewicht sein werde, solange Berlin als ein Teil Deutschlands nicht wirklich anerkannt und nicht begriffen würde, daß diese Stadt das Tor zur Wiedervereinigung mit dem augenblicklich unter einem fremden Joch lebenden Ostdeutschland ist. Es gebe keine Sicherheit im Westen allein, vor allem keine Sicherheit für Frankreich ohne die Wiederherstellung eines einigen und freien Deutschlands. Im sowjetischen Sektor konstituiert sich in Anwesenheit zahlreicher Staats- und Parteifunktionäre ein "Nationales Olympisches Komitee der DDR", zu dessen Präsidenten Kurt Edel (SED) gewählt wird. Seine Aufgabe soll es sein, "an der Verwirklichung der Einheit des deutschen Sportes zu arbeiten, gemeinsam mit dem NOK Westdeutschlands ein gesamtdeutsches Nationales Olympisches Komitee zu gründen und eine gesamtdeutsche Beteiligung 1952 in Helsinki zu ermöglichen". 1951 Der polnische Staatspräsident Boleslaw Bierut weilt auf Einladung des "DDR"-Präsidenten Pieck zu einem "Freundschaftsbesuch" in Ost-Berlin. In einer Ansprache zum Empfang Bieruts erklärt Ministerpräsident Grotewohl, daß nach Überzeugung aller Bürger der "DDR" die "Friedensgrenze" an der Oder-Neiße keinen neuen Kriegsbrand mehr entfachen wird (vgl. Schriftenr. Bln. Zeitgesch., Bd. 3, S. 705, 28.6.1950, Nr. 73). 1953 Der 4. Bundesparteitag der CDU in Hamburg beschließt u. a. einstimmig eine Resolution zu Fragen der Berlin-Hilfe. Nach einem Dank an die Bundesregierung für ihre bisherigen Leistungen fordert der Parteitag dringend eine Verstärkung der Hilfe, um in Berlin die Konsumkraft zu stärken und die Arbeitslosigkeit zu lindern. Die Regierung sollte deshalb umgehend Pläne über steuerpolitische Förderungsmaßnahmen, Frachtenhilfen und eine Regelung des Altbankengesetzes vorlegen. Schließlich dankt der CDU-Parteitag der Stadt, die "Schäden erlitten hat, die schwerer sind als die der Notstandsgebiete des Westens", für ihre politische Standfestigkeit. Die Berliner Anwaltskammer, der Rechtsanwälte aller vier Sektoren angehören, verwahrt sich beim Magistrat des sowjetischen Sektors scharf gegen die Schließung der Kanzleien der in West-Berlin wohnenden Anwälte. 1954 99. (Ordentliche) Sitzung des Abgeordnetenhauses von Berlin. Mit den Stimmen der SPD und FDP hält das Abgeordnetenhaus grundsätzlich an der Koedukation in den Grundschulen fest und stimmt einem Änderungsantrag der CDU zum Schulgesetz lediglich insoweit zu, als in Oberschulen auf Wunsch der Eltern nur in einzelnen Klassen vom Koedukationsprinzip abgewichen werden kann. Auf Antrag der SPD berichtet der Regierende Bürgermeister Dr. Schreiber von den bisherigen Verhandlungen des Senats mit der Bundesregierung über die Berlin-Hilfe im Haushaltsjahr 1954 und zur Gewährung von Steuerpräferenzen, wobei er feststellt, daß der Senat den Angeboten des Bundesfinanzministers Dr. Schäffer nur zugestimmt habe, um bei einer baren Finanzhilfe von 710 Millionen DM gegenüber dem mit 1,025 Milliarden DM geschätzten Aufkommen des "Notopfers" dem Bundestag einen Spielraum für die Deckung von Fehlbeträgen im Bundeshaushalt bei der Gewährung von Steuerpräferenzen an Berlin zu belassen. Der Ost-Berliner Oberbürgermeister Ebert erklärt auf einer öffentlichen SED-Versammlung im "VEB" Bergmann-Borsig, "daß wir im gesamtdeutschen Rahmen und in bezug auf Berlin zu jeder Verhandlung und in ihr zu jedem Zugeständnis bereit sind", das der Wiedervereinigung Deutschlands und seiner Hauptstadt dient. Er erinnert an das Angebot seiner Verwaltung, im Rahmen des Interzonenhandelsabkommens in Berlin ein Zusatzabkommen über 200 Millionen Verrechnungseinheiten abzuschließen, das "einmal um der Einheit willen überhaupt, zum anderen, um den Erwerbslosen und Unterstützungsempfängern in West-Berlin wieder eine Perspektive für ein besseres Leben zu geben, und endlich, um die zerrissenen Wirtschaftsbande zwischen West-Berlin und seinem natürlichen Hinterland wieder anzuknüpfen", gemacht wurde. Wenn auch dieser Vorschlag ohne Antwort blieb, so wolle er doch betonen, daß der Magistrat auch heute noch dazu stehe und bereit sei, ihn zu verwirklichen, wie er auch die Initiative des Ausschusses zur Förderung des Gesamtberliner Handels begrüße, daß darüber bald ein Einverständnis zwischen Magistrat und Senat erzielt wird. Dabei gehe es nicht um wirtschaftliche Vorteile des einen oder anderen, sondern heute wie gestern darum, in Berlin ein Beispiel für Verhandlungen unter Deutschen zur friedlichen Lösung der deutschen Frage zu schaffen. Er wende sich deshalb auch noch einmal an die verschiedenen Gruppen im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben ganz Berlins, nach dem Beispiel der Wirtschaftler jede Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch über die Lebensfragen unserer Stadt aufzunehmen, wobei allein konkrete Vorschläge entstünden, wie im beiderseitigen Interesse zum Nutzen des ganzen deutschen Volkes von Berlin aus ein wirksamer Beitrag zur Wiederherstellung der Einheit Deutschlands und zur Verhinderung des Wiedererstehens des deutschen Militarismus geleistet werden könnte. Das "DDR"-Innenministerium wirft der West-Berliner Presse in einer Stellungnahme zur Berichterstattung über das Verschwinden des russischen Exilpolitikers Dr. Truschnowitsch vor, "eine zügellose Hetz- und Lügenkampagne" entfacht zu haben und behauptet erneut, daß er freiwillig in die "DDR" gekommen sei. Dieser Schritt habe offensichtlich zur Desorganisation und Panik in den Reihen der von West-Berlin aus operierenden "Agentenorganisationen" geführt, und die dortige Presse werde nicht verhindern, daß noch weitere Mitarbeiter und Angehörige dieser Organisationen dem Beispiel Dr. Truschnowitschs folgen und die Aussichtslosigkeit ihres bisherigen Tuns einsehen würden. Das Innenministerium wiederholt die Forderung auf Auflösung und Verbot weiterer Betätigung der "Sabotage- und Untergrundzentralen" in West-Berlin. ADN gibt bekannt, daß der Flüchtlingsreferent der West-Berliner "Liga für Menschenrechte", Dr. Wolfgang Silgradt, am 19. Februar "bei der Durchführung von Spionageaufträgen" in Ost-Berlin verhaftet wurde und ein Geständnis abgelegt habe. Die Arbeitsgemeinschaft des Berliner Tabakgewerbes weist das Landesfinanzamt in einem Memorandum auf die zunehmende illegale Einfuhr von Zigaretten und Rauchtabak aus "dem Osten" nach West-Berlin hin. Der Tabakwaren-Einzelhandel habe festgestellt, daß gerade seine Geschäfte in der Nähe großer Betriebe über, enorm rückläufige Umsätze klagen, weil die dort beschäftigten Ost-Berliner Arbeitnehmer für ihre Kollegen östliche Tabakfabrikate, deren Qualität in letzter Zeit immer besser und konkurrenzfähiger wurde, mitbringen und absetzen. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang sei, daß die Käufe von Zigarettenpapier eine erhebliche Steigerung aufweisen, weil offenbar die Verbraucher, auch die östlichen, das qualitativ bessere westliche Papier bevorzugen, sich die Zigaretten aber aus östlichen Feinschnitten drehten. Das Berliner Tabakgewerbe bittet daher um 1955 Der Verwaltungsrat der Bundespost billigt die Einführung der sogenannten "Ostpreußenregelung" im Paketverkehr zwischen Berlin und dem übrigen Bundesgebiet ab 1. Mai 1955, wodurch die Gebühren jeweils um eine Entfernungsstufe niedriger berechnet werden. ADN meldet, daß DDR-Kulturminister Becher den Leiter des Leipziger Gewandhausorchesters, Prof. Franz Konwitschny, unter Beibehaltung seiner bisherigen Stellung zum Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden berufen hat. 1956 Der katholische Bischof von Berlin, Weskamm, wendet sich in einem Hirtenwort gegen die neuerliche Behinderung des Religionsunterrichts durch die Anordnung des Ost-Berliner Magistrats. Sie setze sich über die Verfassung hinweg und verberge nur mühsam das damit eigentlich angestrebte Ziel der Zurückdrängung christlichen Gedankenguts aus dem Unterricht zugunsten der atheistischen Weltanschauung. Wenn dadurch das Verhältnis zwischen Staat und Kirche immer schwieriger werde, so trage sicher nicht die Kirche die Schuld daran. Auf der Mitgliederversammlung des Fachverbandes der Berliner Damenoberbekleidungsindustrie (DOB) berichtet ihr Vorsitzender, Mohr, daß die DOB am Gesamtumsatz der Berliner Konfektion mit rd. 86 % beteiligt war und damit ihren Umsatz gegenüber dem Vorjahr um rd. 22 % auf 635 Mill. DM steigern konnte. Dieser Erfolg dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die überwiegende Mehrzahl der Firmen kein größeres Eigenkapital bilden konnte, weshalb der Verband auch eine Verlängerung der sogenannten kurzfristigen Kreditaktion des Senats ebenfalls in der nächsten Zukunft erhoffe. 1958 31. (Ordentliche) Sitzung des Senats. In einer Vorlage zur Kenntnisnahme unterrichtet der Senat das Abgeordnetenhaus über die Organisation und die künftige Gestaltung der Fachschulen. Dieser Bericht stellt fest, daß die Zielsetzung der Fachschulen über die Zielsetzung der Berufs- und Berufsfachschulen wesentlich hinausgeht. Die Entwicklung des Fachschulwesens sei zwangsläufig viel stärker im Fluß als die des allgemeinbildenden Schulwesens und bedürfe daher einer ständigen Anpassung an die von der Wissenschaft gewonnenen Erkenntnisse und an die in der beruflichen Praxis erzielten Fortschritte. Zu einer Änderung ihrer bewährten Formen, etwa einer Angleichung an die Lehrformen der Universität, bestehe kein Anlaß. Notwendig allerdings erscheine die Ausfüllung der zweijährigen Lücke zwischen dem Abschluß der 10. Schulklasse und der Aufnahme in eine Fachschule nach Ablauf des 12. Schuljahres. 1959 Die neue Synagoge am Fraenkelufer 10-16 im Bezirk Kreuzberg wird auf dem Gelände der ehemaligen, 1931 erbauten und dann in der "Reichskristallnacht" 1938 sowie durch Bomben 1942 weiter zerstörten Synagoge mit einer Festansprache von Rabbiner Kahane zum Thema "Das Haus Gottes" eingeweiht. 1959 Die neue Synagoge am Fraenkelufer 10-16 im Bezirk Kreuzberg wird auf dem Gelände der ehemaligen, 1931 erbauten und dann in der "Reichskristallnacht" 1938 sowie durch Bomben 1942 weiter zerstörten Synagoge mit einer Festansprache von Rabbiner Kahane zum Thema "Das Haus Gottes" eingeweiht. 1960 Die Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, die österreichische Fremden-Verkehrswerbung und die Stadt Wien werben im Rahmen einer gemeinsam durchgeführten "Österreich-Woche" für die Wirtschaft und die Kultur ihres Landes durch eine Fülle von Veranstaltungen. Dazu gehören u. a.: 1960 Die Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, die österreichische Fremden-Verkehrswerbung und die Stadt Wien werben im Rahmen einer gemeinsam durchgeführten "Österreich-Woche" für die Wirtschaft und die Kultur ihres Landes durch eine Fülle von Veranstaltungen. Dazu gehören u. a.: 1961 Während seines mehrtägigen Informationsbesuches in der Stadt wird der Außenminister Guatemalas, Murillo, vom Regierenden Bürgermeister Brandt zu einem politischen Gespräch empfangen, unternimmt er Stadtrundfahrten und konferiert mit Vertretern der Berliner Wirtschaft. 1963 Schulsenator Evers eröffnet in den Räumen der ehem. Deutschen Hochschule für Politik in der Badenschen Straße im Bezirk Schöneberg die Staatliche Höhere Wirtschaftsfachschule Berlin, die, den Ingenieurschulen gleichgestellt, eine zwar auf wissenschaftlicher Basis beruhende, jedoch auf die Praxis abgestellte höhere wirtschafts- und sozialkundliche Bildung vermitteln soll und nach einem sechssemestrigen Studium zum Abschlußexamen als "Betriebswirt" führt. Enthüllung einer Gedenktafel am Eingang der Deutschen Staatsbibliothek Unter den Linden mit der Inschrift: "In dieser Bibliothek arbeitete WI. Lenin im Jahre 1895" anläßlich seines 93. Geburtstages in Anwesenheit von Sowjetbotschafter Abrassimow, des 1. Sekretärs der Berliner SED-Bezirksleitung, Verner, und des stellv. Ost-Berliner Oberbürgermeisters Schmidt. Anschließend erfolgt im Vestibül die Eröffnung einer Ausstellung "Lenin als Leser der Königlichen Bibliothek zu Berlin, der heutigen Deutschen Staatsbibliothek". 1966 Gegen 21.00 Uhrgelingt zwei NVA-Angehörigen an der oberen Freiarchenbrücke zwischen den Bezirken Treptow und Kreuzberg unbemerkt die Flucht. Als etwa 20 Minuten später DDR-Grenzposten ohne erkennbaren Grund auf inzwischen eingetroffene Funkwagenstreifen der West-Berliner Polizei schießen, erwidert einer der Beamten das Feuer. Während Bürgermeister Albertz dieses Verhalten "berechtigt" nennt - "um zwei uniformierten Flüchtlingen die für uns mögliche und selbstverständliche Hilfe zu gewähren sowie jede Gefahr für Menschen auf unserer Seite abzuwehren" - und ein Sprecher der US-Militärbehörden diese "erneute bewußte Nichtachtung von Menschenleben und der Sicherheit anderer" verurteilt, bezeichnet ADN den Schußwechsel als eine "ungeheuerliche Provokation gegen die Staatsgrenze der DDR". 1966 Auf dem 23. Landesparteitag derBerlinerSPD in derKongreßhalle sprechen der IG-Bau-Steine-Erden-Vorsitzende Leber zum Thema "Parteien und Gewerkschaften im Aufbau einer demokratischen Gesellschaft" und der Parteivorsitzende Brandt über "Unsere Auseinandersetzung mit der SED". Letzterer hält es dabei für "recht wahrscheinlich", daß nach dem zweiten Offenen Brief des SPD-Vorstandes vom 14. April zu gemeinsamen öffentlichen Veranstaltungen in Karl-Marx-Stadt und in Hannover es noch im Mai kommen wird (vgl. 26. März). 1966 Gegen 21.00 Uhrgelingt zwei NVA-Angehörigen an der oberen Freiarchenbrücke zwischen den Bezirken Treptow und Kreuzberg unbemerkt die Flucht. Als etwa 20 Minuten später DDR-Grenzposten ohne erkennbaren Grund auf inzwischen eingetroffene Funkwagenstreifen der West-Berliner Polizei schießen, erwidert einer der Beamten das Feuer. Während Bürgermeister Albertz dieses Verhalten "berechtigt" nennt - "um zwei uniformierten Flüchtlingen die für uns mögliche und selbstverständliche Hilfe zu gewähren sowie jede Gefahr für Menschen auf unserer Seite abzuwehren" - und ein Sprecher der US-Militärbehörden diese "erneute bewußte Nichtachtung von Menschenleben und der Sicherheit anderer" verurteilt, bezeichnet ADN den Schußwechsel als eine "ungeheuerliche Provokation gegen die Staatsgrenze der DDR". 1966 Auf dem 23. Landesparteitag der Berliner SPD in der Kongreßhalle sprechen der IG-Bau-Steine-Erden-Vorsitzende Leber zum Thema "Parteien und Gewerkschaften im Aufbau einer demokratischen Gesellschaft" und der Parteivorsitzende Brandt über "Unsere Auseinandersetzung mit der SED". Letzterer hält es dabei für "recht wahrscheinlich", daß nach dem zweiten Offenen Brief des SPD-Vorstandes vom 14. April zu gemeinsamen öffentlichen Veranstaltungen in Karl-Marx-Stadt und in Hannover es noch im Mai kommen wird (vgl. 26. März). 1968 Im Rahmen seines offiziellen Besuchs in Ost-Berlin führt Jugoslawiens Außenminister Nikezic Gespräche über aktuelle bilaterale und internationale Fragen sowohl mit seinem DDR-Amtskollegen Winzer als auch mit Staats- und Parteichef Ulbricht und dem amtierenden Ministerratsvorsitzenden Neumann. Daneben besucht Nikezic Erfurt, Weimar sowie die Nationale Mahn- und Gedenkstätte für das ehem. KZ Buchenwald. 1969 Der Senat entscheidet in seiner 73. Sitzung über den Standort des geplanten Kongreßzentrums. (Vgl. 25. Februar.) Das modernste und größte Tagungszentrum Deutschlands soll zwischen Messedamm und Stadtautobahn errichtet werden. 1971 Auf seiner ersten Pressekonferenz nach der Bildung des neuen Senats (vgl. 20. April) erklärt der Regierende Bürgermeister Klaus Schütz, das Tempo in den Kontakten mit der DDR werde allein durch den Verlauf der Berlin Gespräche der Botschafter der vier für Berlin verantwortlichen Mächte bestimmt. Erst wenn diese Gespräche ein Stadium erreicht hätten, von dem man sagen könne, der Rahmen sei abgesteckt, den die Deutschen ausfüllen müssen, werde es Verhandlungen mit der DDR über eine Gesamtregelung geben. Wie Der Tagesspiegel mitteilt, wurde gegenüber dem sowjetischen Ehrenmal in Berlin Tiergarten von den britischen Behörden eine Sichtblende errichtet. Zusätzlich zu der bestehenden Absperrung soll diese Sichtblende es unmöglich machen, daß, wie bei dem Anschlag am 7. November 1970, aus größerer Entfernung auf die sowjetischen Wachsoldaten geschossen werden kann. Nach den Wahlen zum Abgeordnetenhaus und zu den Bezirksverordnetenversammlungen (vgl. 14. März) wählt die Bezirksverordnetenversammlung Wedding von Berlin in ihrer konstituierenden Sitzung (8. Wahlperiode) den Bezirksbürgermeister. In den folgenden Wochen werden auch die Bürgermeister der übrigen Bezirke gewählt. 1972 Rund 8 000 Personen beteiligen sich in West-Berlin an einer Demonstration des "Vietnam-Solidaritätskomitees" gegen den Vietnam-Krieg. Ohne Zwischenfälle führt der Zug vom Mehringplatz in Berlin-Kreuzberg zum Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg, wo eine Abschlußkundgebung stattfindet. Zu den Demonstranten sprechen der Schriftsteller Erich Fried und Helmut Gollwitzer, Professor für Theologie an der FU. Dieser nennt die Wiederaufnahme der Bombenangriffe der USA in Vietnam "ein Verbrechen ohne jeden politischen Sinn" und spricht von "sinnlosem Nihilismus". 1974 In New York trifft der Regierende Bürgermeister Klaus Schütz mit UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim zusammen. Bei der Unterredung, an der auch der UNO-Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Walter Gehlhoff, teilnimmt, werden Probleme der Interessenvertretung West-Berlins durch die Bundesrepublik bei den Vereinten Nationen und andere politische Fragen erörtert. 1976 Das Abgeordnetenhaus wählt in seiner 26. Sitzung (7. Wahlperiode) Hans-Wolfgang Treppe, bislang stellvertretender Abteilungsleiter in der Senatsjustizverwaltung, zum neuen Generalstaatsanwalt bei dem Landgericht Berlin. Er ist Nachfolger des zum Präsidenten des Berliner Kammergerichts ernannten Diether Dehnicke. (Vgl. 15. Januar.) 1979 In der Großen Orangerie des Charlottenburger Schlosses ist die Ausstellung "Berlin und die Antike" zu sehen. Sie wird aus Anlass des 150. Geburtstags des Deutschen Archäologischen Instituts gemeinsam mit den Staatlichen Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz veranstaltet. (Vgl. 21. April.) Rund 1 300 Exponate werden gezeigt. Die Schau beschäftigt sich mit den vielfältigen Verknüpfungen Berlins mit der Welt der Antike. Präsentiert werden beispielsweise Werke bedeutender Bildhauer und Maler, die zwischen Spree und Havel lebten und sich von der Antike anregen ließen. 1982 Eine Delegation des Parteivorstandes der DKP unter Leitung ihres Vorsitzenden Mies wird während ihres Aufenthalts in Ost-Berlin und in der DDR von SED-Generalsekretär Honecker zu einem Gespräch empfangen, legt an der Gedenkstätte der Sozialisten in Friedrichsfelde einen Kranz nieder, besichtigt Ost-Berliner Betriebe sowie Neubau-Wohnviertel und besucht den Bezirk Leipzig. 1983 39 Schriftsteller und Wissenschaftler aus beiden deutschen Staaten sowie Gäste aus der Sowjetunion, Dänemark, Ungarn, Großbritannien, Österreich und der Schweiz sind Teilnehmer der "2. Berliner Begegnung" - die erste hatte am 13. /14. Dezember 1981 im Hotel "Stadt Berlin" im Ostteil der Stadt stattgefunden - in der West-Berliner Akademie der Künste, von deren Abteilung Literatur die Initiative zu diesem Treffen ausgegangen war. Als Einladende fungieren Günter Grass, Peter Härtung, Uwe Johnson und Walter Höllerer sowie von Seiten der DDR Stephan Hermlin. Die zweitägigen Gespräche führen zu keiner wesentlichen Annäherung der unterschiedlichen Standpunkte, weshalb es auch nicht zu einer von allen Teilnehmern befürworteten Schlußerklärung kommt, in der vor "der Gefahr einer neuen Hysterie des alten Kalten Krieges" und vor der Verstärkung der Feindbilder gewarnt werden sollte. An der abschließenden öffentlichen Diskussion beteiligt sich auch der Regierende Bürgermeister von Weizsäcker. 1983 Der Zweite Senat des Berliner Oberverwaltungsgerichts (OVG) unter Vorsitz von Albrecht Grundei entscheidet in einem von vier Bürgern angestrengten Normenkontrollverfahren, daß der Bau des Teilstücks der "Nord-Autobahn" Berlin-Hamburg im Ortskern von Tegel als Tunnelstraße fortgesetzt werden kann. Das OVG erkennt zwar einen rechtlichen Mangel in der fehlenden Festsetzung ausreichender Lärmschutzanlagen in den Bebauungsunterlagen, der jedoch nicht deren Nichtigkeit zur Folge habe, sondern durch eine Planergänzung behoben werden müsse. Allerdings erklärt das Gericht die Bebauungspläne für einen 50 Meter langen Abschnitt, der über den Waidmannsluster Damm in die Waldtrasse hineinragt, für ungültig. Der seit Dezember 1980 flüchtige Berliner Architekt und Bauunternehmer Dietrich Garski - über den Konkurs seiner Firma Bautechnik bzw. dem ihr gewährten öffentlichen Kredit war der damalige SPD/F.D.P.-Senat unter Dietrich Stobbe gestürzt -, gegen den am 15. Juli 1982 Haftbefehl erlassen wurde wegen dringenden Tatverdachts der Untreue, des Kreditbetruges sowie der Steuerhinterziehung und der am 1. April auf der zu den niederländischen Antillen gehörenden Karibik-Insel Sint Maarten wegen eines "falschen Reisepasses" verhaftet und am 19. April nach Amsterdam gebracht worden war, trifft in Berlin ein. Er wird sofort in das Polizeigefängnis in der Gothaer Straße überführt; am folgenden Tag wird für ihn Untersuchungshaft angeordnet. 1985 Der nur alle vier Jahre veranstaltete Kongreß "Wasser Berlin '85" im ICC zählt 3 400 Teilnehmer aus 29 Ländern, die sich in über 200 Referaten, Vorträgen und Diskussionen mit allen Aspekten des Wasserverbrauchs, des Gewässerschutzes und der Wassergewinnung in den Industrie- wie in den Entwicklungsländern beschäftigen. Auf der parallel dazu laufenden Fachmesse Wasserversorgung in sieben Hallen . des Ausstellungsgeländes am Funkturm präsentieren 181 in- und ausländische Firmen neue Geräte und Technologien. An das breite Publikum wendet sich in Halle 14 B die Ausstellung "Wir und das Wasser", die das Interesse von 32500 Besuchern findet. 1985 Das Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" gibt bekannt, daß sein am 10. Januar 1978 von den DDR-Behörden - wegen Abdrucks eines regimekritischen Manifestes oppositioneller SED-Funktionäre - geschlossenes Ost-Berliner Büro wieder eröffnet werden kann. 1986 Der neue französische Botschafter in Bonn, Serge Boidevaix, trifft während seines ersten Berlin-Besuchs (vgl. 11. März) im Rathaus Schöneberg den Regierenden Bürgermeister Diepgen, dem er dabei bestätigt, daß Frankreich an der 750-Jahr-Feier Berlins 1987 mit Engagement teilnehmen werde und er auf eine enge Zusammenarbeit bei der Vorbereitung und Durchführung des französischen Beitrages Wert lege. In Ost-Berlin sucht Boidevaix seinen sowjetischen Kollegen Kotschemassow zu einem ersten Gespräch über beiderseitig interessierende Fragen auf (vgl. 10. Januar). 1986 Die Regionalsynode West der Ev.Kirche Berlin-Brandenburg (vgl. 578. April) bedauert auf ihrerTagung in derFranzösisch-Reformierten Gemeinde in Haiensee, daß eine Ächtung bereits der Herstellung und Stationierung der Massenvernichtungsmittel noch immer nicht zustandegekommen ist und anerkennt in der mit großer Mehrheit verabschiedeten Entschließung in diesem Zusammenhang Aktionen zivilen Ungehorsams als einen "Ausdruck christlicher Gewissensentscheidung". Christen, die sich hieran beteiligten, sollten deshalb "von unserer Fürbitte getragen sein". In einem weiteren Beschluß wendet sich die Synode gegen die Weltraumrüstung in West und Ost, die allenfalls von dem unumgänglichen Versuch ablenken könnte, "Frieden auf dem Wege der Verständigung und des Ausgleichs zu erreichen". Im Rahmen einer kontroversen Debatte über den Antrag, in einem Brief an den Nationalen Kirchenrat derUSA, die amerikanischen Luftangriffe auf Libyen zu verurteilen, kritisiert Bischof Kruse die Haltung der Kirche nach dem Bombenanschlag auf die Diskothek "La Belle" (vgl. 5. April), weil sie ihrer seelsorgerischen Verantwortung nicht nachgekommen sei. Denn unter der Bevölkerung herrsche angesichts solcher Vorkommnisse Angst, was die Kirche berücksichtigen müsse. Der Bischof unterstreicht weiter das "wesentlich friedensstiftende Element" der Anwesenheit der Schutzmächte in Berlin, was für alle politisch aktuellen Fragen zu berücksichtigen sei. 1987 In einerFeierstunde in der Akademie derKünste erhält die 1945 in Prag geborene und seit 1971 in derBundesrepublik lebende Schriftstellerin Libuse Monikovä für ihr Romanmanuskript "Die Fassade" den wieder mit 20 000 DM dotierten Alfred-Döblin-Preis 1987. 1987 Im Ost-Berliner Palast der Republik tagt der 11. FDGB-Kongreß mit 3 000 Delegierten, die 9,5 Mio. Mitglieder repräsentieren. In seinem Rechenschaftsbericht bekennt sich der vom Kongreß einmütig bestätigte Vorsitzende Tisch (SED) zu einem "starken Sozialismus", weist die These vom "Nachholbedarf" der DDR bei der Verwirklichung der Menschenrechte scharf zurück, kündigt, allerdings ohne konkrete Terminangabe, die Einführung der 40-Stundenwoche an "in Abhängigkeit von der Entwicklung der Wirtschaftskraft" und teilt mit, daß ab 1988 berufstätige Frauen und Männer vom 55. bzw. 60. Lebensjahr an, eine Woche zusätzlichen Urlaub erhalten. Unter den Chefs der 114 nationalen und internationalen Gewerkschaftsorganisationen, die Begrüßungsansprachen an den Kongreß halten, befindet sich mit dem stellv. DGB-Vorsitzenden Fehrenbach (CDU) erstmals auch ein hochrangiger bundesrepublikanischer Gewerkschaftsfunktionär. Dabei hebt er die Bedeutung freier und unabhängiger Gewerkschaften hervor, die "auch immer ein Stück unbequem, ...derReformstachelderGesellschaftsein"müßten. Erwürdigt ferner die in den letzten Jahren entwickelten "guten, soliden Beziehungen" zwischen DGB und FDGB, die ein Stück mehr an Normalisierung zwischen beiden deutschen Staaten darstellten. 1988 Das DDR-Reisebüro teilt einer Delegation der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, die vom 9. bis 12. Mai die DDR besuchen wollte, mit, daß sich die nach Ost-Berlin, Magdeburg und in den Harz geplanten Reise nicht verwirklichen lasse. Der deutschlandpolitische Sprecher der Fraktion, Lintner, der als Delegationsleiter vorgesehen war, versichert in Bonn, Gründe für diese Ausladung habe man nicht genannt. Dieses "ängstliche und dialogfeindliche Verhalten" sei schlechthin grotesk und widerspreche allen Beteuerungen der DDR-Führung, im Verhältnis zur Bundesrepublik den Prozeß einer Normalisierung fortzusetzen. DDR-Grenzposten verhindern einen Fluchtversuch über die Mauer in den Bezirk Kreuzberg. Alliierte, Bundesregierung und Senat verurteilen den dabei erneut erfolgten Schußwaffengebrauch als Verhinderung der Wahrnehmung des Rechts auf Freizügigkeit (vg. 19. April). 1992 Der japanische Kaufhauskonzern Mitsukoshi eröffnet am Kurfürstendamm seine vierte deutsche Filiale. In dem 812 Quadratmeter großen Kaufhaus werden hochwertige deutsche Produkte angeboten. 1992 Die Enquetekommission des Deutschen Bundestags "zur Aufarbeitung der Geschichte und Folgen der SED-Diktataur" kommt im Reichtagsgebäude zu einer Klausurtagung zusammen. Der Vorsitzende der Enquetekommission, Rainer Eppelmann (CDU), sagt zu Beginn der Sitzung, das Gremium wolle seine Arbeit spätestens im Frühjahr 1994 beenden, um nicht durch den Bundestagswahlkampf parteipolitisch belastet zu werden. Die Kommission wolle eine sachgerechte Aufarbeitung der Vergangenheit leisten, von der sich möglichst viele Ost- und Westdeutsche angesprochen fühlen sollten. 1993 Bis zu 200 Meter hohe Wolkenkratzer auf dem Alexanderplatz sehen die Entwürfe der fünf Sieger in einem zweistufigen städtebaulichen Wettbewerb des Senats vor. Der Alexanderplatz als einer der wichtigsten Berliner Plätze soll wieder zu einem urbanen Stadtplatz werden, sagt der Auslober des Wettbewerbs, Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer, bei der Vorstellung der Entwürfe. Sechs Investoren wollen den Platz und seine Umgebung neu gestalten. 1996 Die "Geschichtsmeile Wilhelmstraße" wird eröffnet. 23 Tafeln entlang der Wilhelmstraße in Berlin-Mitte sollen den Passanten die wechselvolle Vergangenheit der einstigen Regierungsmagistrale nahebringen. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts waren hier wichtige Ministerien und Behörden Preußens, ab 1871 auch die des Deutschen Reiches untergebracht. 1999 37 Jahre nach dem Tod des DDR-Grenzsoldaten Reinhold Huhn, der am 18. Jun. 1962 an der Sektorengrenze erschossen wurde, verurteilt das Landgericht Berlin einen ehemaligen Fluchthelfer wegen Totschlags in einem minder schweren Fall zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr. Nach Ansicht der 40. Großen Strafkammer wollte der Beschuldigte den Soldaten lediglich kampfunfähig machen, ihn jedoch nicht töten. 2008 Der Schriftsteller Ulrich Peltzer, gebürtiger Krefelder, der seit 1975 in Berlin lebt, erhält im Berliner Rathaus den mit 30 000 Euro dotierten Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung. Die mit der Auszeichnung verbundene Berufung der Freien Universität Berlin auf die Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik zum Sommersemester 2008 hat der Autor bereits angenommen. 2009 Im Alter von 91 Jahren stirbt in Berlin der Komponist und emeritierte Musikprofessor Dietrich Erdmann. Ab 1947 war er am Aufbau des Musikseminars der Pädagogischen Hochschule Berlin maßgeblich beteiligt und ab 1949 mit dessen Leitung betraut. 1980 wurde das Musikseminar in die Hochschule der Künste integriert. Erdmann war weit über die Grenzen Berlins und Deutschlands hinaus bekannt. Seine Werke wurden auch in Japan, Südamerika, den USA und in der früheren Sowjetunion aufgeführt. Sein Gesamtwerk umfasst fast alle Genres und Besetzungen: 16 Solokonzerte, zwölf Orchesterwerke, Klaviermusik, Solo- und Kammermusik für Streicher und Bläser sowie Lieder, Kantaten und Chormusik. 2018 Die Kunsthistorikerin Josephine Gabler, die nach einer zehnjährigen Tätigkeit als Direktorin des Museums Moderner Kunst Wörlen in Passau wieder nach Berlin zurückgekehrt ist und zum 1. April die Leitung des Käthe-Kollwitz-Museums übernommen hat, wird am 73. Todestag der Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz (18671945) offiziell eingeführt. Sie ist die Nachfolgerin von Iris Berndt, die bis 2017 Direktorin war. Das private Museum in der Fasanenstraße in Charlottenburg würdigt Käthe Kollwitz mit einer Dauerausstellung und zeigt regelmäßig Sonderausstellungen.
Als der Direktor der amerikanischen Militärregierung, Oberst Howley, demgegenüber darauf hinweist, daß es den Deutschen erlaubt werden müsse, selbst über ihre Regierung zu bestimmen, erkundigt sich Generalmajor Kotikow, wer als neuer Oberbürgermeister vorgesehen sei, falls er dem Rücktritt Ostrowskis zustimme. Die Kommandanten beschließen, die Angelegenheit zu vertagen.
Die Kommandanten beauftragen den Oberbürgermeister, die als Hilfskrankenhäuser eingerichteten 45 Schulgebäude räumen zu lassen, mit Ausnahme von 6 Schulen, die unter beträchtlichem Geldaufwand zu Krankenhäusern umgebaut worden sind.
Die Kommandanten erteilen dem Oberbürgermeister den Auftrag, beim Magistrat ein Hauptamt für Nutzholzbeschaffung zu errichten.
Zur Frage der neuen Abteilung zum Schutze der Demokratie beschließen die Kommandanten eine Verordnung an den Oberbürgermeister, in der sie darauf hinweisen, daß die vom Magistrat angegebenen Gründe zur Errichtung einer solchen Abteilung nicht genügen. Da jedoch bei der Durchführung der Direktive Nr. 38 des Alliierten Kontrollrats die Notwendigkeit entsteht, eine besondere Abteilung oder ein Organ für Entnazifizierung zu schaffen, soll die Angelegenheit zur gegebenen Zeit in Erwägung gezogen werden.
Die Kommandanten statten dem Internationalen Roten Kreuz ihren Dank für die materielle Hilfe ab, die es der Berliner Bevölkerung in der Zeit vom Dezember 1945 bis Dezember 1946 zuteil werden ließ.
Während der 3. Lesung der Verfassung von Groß-Berlin kommt es zwischen Sprechern der SED und SPD zu Auseinandersetzungen grundsätzlicher Natur, da der Vorsitzende der SED-Fraktion, Karl Litke, zu Beginn der Beratung die SPD unter Hinweis auf die Solidarität der sozialistischen Idee zur Annahme eines gemeinsamen Beschlusses zu bewegen versucht, der im wesentlichen die von der SED bisher ohne Erfolg gestellten Abänderungsanträge enthält. Der Stadtverordnete Franz Neumann (SPD) lehnt im Namen seiner Fraktion diesen Vorschlag ab, da die SED durch die von ihr geleitete Unterdrückung der Freiheit in der sowjetischen Besatzungszone nicht mehr als sozialistische Partei gelten könne.
Bei der Beratung über die einzelnen Abschnitte der Verfassung beschließen die Stadtverordneten in Artikel 24 gegen die Stimmen der SED, daß sich niemand auf die Grundrechte berufen kann, der nationalsozialistische, totalitäre oder kriegerische Ziele verfolgt. Dem in Artikel 72 vorgesehenen Verfassungsgerichtshof werden mit den Stimmen der SPD und SED nur gutachtliche Äußerungen zugebilligt, obwohl die SED ursprünglich den Verfassungsgerichtshof als eine Beeinträchtigung der Souveränität des Parlaments abgelehnt hatte, während CDU und LDP ihm rechtsgültige Entscheidungen zugestehen wollen.
Vor der Abstimmung erklärt der Stadtverordnete Swolinzky (SPD) die vorbehaltlose Zustimmung seiner Partei zur Verfassung. Die Stadtverordneten Landsberg (CDU) und Dr. Reif (LDP) stimmen ebenfalls trotz einer Reihe von Einwänden dem Gesamtwerk zu. Für die SED lehnt der Stadtverordnete Maron die Verfassung in der vorliegenden Form ab.
Die Verfassung wird in namentlicher Abstimmung mit 83 Stimmen von SPD, CDU und LDP gegen 20 Stimmen der SED angenommen.
Der amtierende Oberbürgermeister, Frau Schroeder, begrüßt die Verabschiedung der Verfassung und bittet die Alliierte Kommandantur, der Verfassung so bald wie möglich zuzustimmen, da mit dieser Verfassungsvorlage der in der Vorläufigen Verfassung enthaltene Auftrag an die Stadtverordnetenversammlung erfüllt sei. Sie richtet zugleich einen Appell an die Berliner Bevölkerung, als demokratische Staatsbürger ihre Rechte und Pflichten wahrzunehmen und dieses neugeschaffene Grundgesetz mit Leben zu erfüllen. Stadtverordnetenvorsteher Dr. Suhr betont, daß mit der Annahme der Verfassung durch 80 Prozent der Stadtverordneten der Wille zur Einheit und Freiheit Berlins und damit zugleich das Bekenntnis zur Einheit und Freiheit Deutschlands zum Ausdruck komme, auch wenn die Verfassung durch manche Unvollkommenheiten noch immer ein Spiegelbild der schwierigen politischen Verhältnisse Berlins sei.
In einer Resolution wird die Abschaffung aller Monopole und Sonderbegünstigungen, die Wiederherstellung des freien Wettbewerbs in Handel, Handwerk und Gewerbe sowie die Auflösung auch der kommunalen Verteilermonopole gefordert.
Der Präsident der Deutschen Treuhandverwaltung, Willi Rumpf (SED), spricht sich gegenüber Bürgermeister Dr. Friedensburg für die Ausdehnung der Sequestrierungen auf die in den westlichen Sektoren gelegenen Teile der "belasteten" Betriebe aus.
In mehr als dreißig Resolutionen geben die Delegierten des Bundestages dem Vorstand Richtlinien für die künftige Gestaltung der tarif-, sozial- und wirtschaftspolitischen Arbeit. Unter anderem fordert die UGO ein Mitbestimmungsrecht bei der Besetzung leitender Stellen in der öffentlichen Verwaltung und Wirtschaft, sofern es sich nicht um Wahlbeamte handelt. In einer Entschließung äußern die Delegierten ihr Befremden über die Genehmigung von FDGB-Kundgebungen am 1. Mai im britischen und französischen Sektor. Sie erheben dagegen schärfsten Protest und lehnen die Verantwortung für Zusammenstöße ab.
Der Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen, Jakob Kaiser, warnt in einer Ansprache vor unwürdigen Auseinandersetzungen zwischen den Parteien in Berlin. CDU und SPD sollten in ihrem Denken und Handeln das Vaterland über die Partei stellen. Gleichzeitig spricht sich Jakob Kaiser für das gesunde, demokratische Spiel von Regierung und Opposition aus, von dem er gewünscht hätte, daß es nach der letzten Wahl auch in Berlin zur Geltung gekommen wäre. Nach einem überzeugenden Bekenntnis des Bundesministers zu Berlin, zur deutschen Einheit in Freiheit und zum deutschen Osten kündigt er an, er werde sich in Bonn für den Wiederaufbau des Reichstagsgebäudes und für häufigere Sitzungen des Bundeskabinetts in Berlin einsetzen.
Der Parteitag bestimmt Dr. Walther Schreiber in offener Wahl einstimmig wieder zum Landesvorsitzenden und bestätigt ebenfalls die stellvertretenden Vorsitzenden, Dr. Robert Tillmanns und Dr. Heinrich Krone, in ihren Ämtern. In die neu geschaffene Position eines geschäftsführenden Landesvorsitzenden wird Dr. Ottomar Batzel gewählt. Ferner wird Ernst Lemmer in Anerkennung seiner Verdienste in den geschäftsführenden Landesvorstand aufgenommen. Landesgeschäftsführer ist Max Hampel, sein Stellvertreter Joachim Wolff.
Carl-Hubert Schwennicke wird mit 174 von 213 abgegebenen Stimmen bei 30 Enthaltungen zum Landesvorsitzenden wiedergewählt. Stellvertretende Vorsitzende werden Stadtrat Dr. Walther Conrad, William Borm und Dr. Hans Reif.
Während eines "Staatsbanketts" erinnert Pieck an die "antifaschistisch-demokratische" Ordnung beider Staaten und die darauf basierende "Freundschaft", die sich im Geiste des Friedenskampfes des "großen Stalin" entwickelt hätte. Sie würde nunmehr alle weiteren Fehden verhindern, die früher zwischen Deutschen und Polen üblich waren.
Bierut erwidert, daß sich die Grundeinstellung des polnischen Volkes zu den Deutschen nach den Leiden des Hitlerschen Eroberungskrieges nicht über Nacht ändern könne. Immerhin sei der größte Teil der Polen heute dessen gewiß, daß die "DDR" die "verderbliche Aggressionspolitik der deutschen Imperialisten" beendet habe und eine friedliche Zusammenarbeit beider Völker bejahe. Die Polen glaubten zutiefst an eine Wiedergeburt des deutschen Volkes, nachdem der Sieg der Sowjetunion über den Faschismus ihm die Freiheit und Unabhängigkeit wiedergebracht und sie zu schöpferischer Mitarbeit mit anderen friedliebenden Nationen veranlaßt habe.
Der Regierende Bürgermeister Dr. Schreiber bezeichnet in einer Erklärung die Entführung des russischen Exilpolitikers Dr. Truschnowitsch lediglich als den letzten in einer langen Reihe verbrecherischer Versuche, die demokratischen Einrichtungen und die freiheitliche Lebensweise West-Berlins zu untergraben. Der Senat halte es daher nunmehr für notwendig:
Jedoch müsse die Bevölkerung eindringlich darauf hingewiesen werden, daß alle behördlichen Maßnahmen in Anbetracht der besonderen Lage Berlins wirkungslos bleiben müssen, wenn nicht jeder einzelne in ständiger Wachsamkeit alle Situationen meidet, die ihn zum Opfer eines Menschenraubes werden lassen könnten. Dr. Schreiber deutet an, daß nach den bisherigen Ermittlungen Dr. Truschnowitsch nicht mit einem Kraftwagen, sondern mit der S-Bahn nach Ost-Berlin verschleppt wurde. Allgemein vertritt er die Auffassung, daß sich die vor zwei Jahren nach dem Menschenraub an Dr. Linse getroffenen Maßnahmen an den Berliner Sektoren- und Zonengrenzen insofern als wirkungsvoll erwiesen hätten, als sie eine erhebliche prophylaktische Bedeutung zeigten, denn seitdem habe es nur - eben jetzt - wieder einen echten Fall von Menschenraub gegeben.
In der Aussprache über diese Erklärung und eine SPD-Dringlichkeitsanfrage nach den Sicherungsmaßnahmen an den Grenzen weisen die Abgeordneten Lemmer (CDU), Benecke (FDP), Lipschitz, Ohning und Neumann (alle SPD) auf zahlreiche noch bestehende Mängel hin und unterbreiten einige Vorschläge, wie die Überwachung verstärkt und verbessert werden kann. Im Zusammenhang mit dem ebenfalls "verschwundenen" Heinz Gläske bittet der Abgeordnete Lipschitz den Senat, einmal seine Aufmerksamkeit auf die allzu vielen Gruppen in Berlin zu lenken, die unter der Firma "Freiheitskampf" oft doch nur Agententätigkeit - "meistens mit Wasser auf beiden Schultern" - ausübten. Die SPD habe Anlaß zu größten Bedenken gegenüber einer Reihe von Organisationen, auch dann, wenn sie sich des Wohlwollens höchster und allerhöchster Stellen erfreuen. Denn vieles, was sich dort abspiele, habe Hautgout, und zwar nicht nur vom ästhetischen Standpunkt aus, sondern leider auch vom realen Standpunkt der Gefährdung anderer Menschen. Bei der Aufdeckung dieses dunklen Treibens, gegen das man zum Teil bisher nicht offen aufzutreten wagte, weil diese Leute sich unter einem Freiheitsbanner tarnen, müsse energisch vorgegangen werden; denn was sie alles an Widerstandskampf gegen den Osten offerieren, sei oft außerordentlich minderwertig.
Für die sozialdemokratische Opposition, die dem Regierenden Bürgermeister in der sich anschließenden Debatte allgemein vorwirft, die Interessen Berlins nicht kraftvoll genug vertreten zu haben, fordern die Abgeordneten Swolinzky, Neumann und Henneberg zusätzlich zu den bekannten Anregungen, die Umsatz- und Gewerbesteuer in Berlin nicht mehr zu erheben. Ferner wünschen sie die Einrichtung eines Kreditfonds, der Handel, Gewerbe und Handwerk zur Auftragsfinanzierung dienen könnte, zumal in der Berliner Wirtschaft das Verhältnis des Eigen- zum Fremdkapital der Betriebe oft nur 30 zu 70 v. H. betrage. Sie regen an, das "Notopfer" in Berlin von gut verdienenden Steuerpflichtigen zur Linderung besonderer Notfälle weiter zu erheben.
Die Sprecher der Koalitionsparteien, Lemmer, Günzel und Wille, rechtfertigen die Haltung des Senats, kritisieren jedoch ebenfalls das zum Teil mangelnde Entgegenkommen der Bundesregierung gegenüber den Berliner Wünschen. Alle drei Fraktionen sind gemeinsam der Auffassung, daß mit der Gewährung von Steuerpräferenzen allein noch keine Besserstellung der Rentner und Arbeitslosen erreicht würde, sondern durch weitere Hilfsmaßnahmen der Kreis sozial besonders Schwacher noch berücksichtigt werden müsse.
Zur Frage der Brotpreissubventionierung erklärt der CDU-Abgeordnete Lemmer verbindlich, daß sich seine Fraktion jeder Brotpreiserhöhung widersetze.
Die "Liga für Menschenrechte" vermutet, daß Dr. Silgradt gleichfalls aus den Westsektoren verschleppt wurde.
Der Bischof besteht auf einer "ehrlichen, ungehinderten Freiheit" für die religiöse Unterweisung christlicher Kinder und fordert die katholischen Oberschüler Ost-Berlins zur Bildung von Arbeitsgemeinschaften mit ihren Religionslehrern auf.
Der Exportanteil betrug 1955 zwar nur 16,5 Mill. DM, konnte gegenüber 1954 jedoch um 50 % gesteigert werden, was Mohr für um so beachtlicher hält, als die einstigen Hauptabnehmerländer inzwischen selbst leistungsfähige DOB-Industrien entwickelten.
Die Rationalisierung in der Berliner DOB mache Fortschritte, wobei sich eine Tendenz zur Spezialisierung der Betriebe, der Vergrößerung der Werkstätten und der Einrichtung neuer Ateliers feststellen lasse. Am System der Einschaltung der Zwischenmeister werde sich aller Voraussicht nach auch in nächster Zeit kaum etwas ändern, zumal es eine weitgehende individuelle Arbeitsleistung gewährleiste, worin ja überhaupt die Stärke der Berliner Konfektion begründet liege.
Der Senat billigt die Bilanzen der Berliner Porzellanmanufaktur, deren Verluste zum Ende der jeweiligen Geschäftsjahre am 31. März
1954 beim Betriebszweig Berlin rund 376 000 DM,
1955beim Betriebszweig Berlin rund 303 000 DM,
1955 beim Betriebszweig Selb rund 6 400 DM, und
1956 bei beiden Betriebszweigen zusammen rund 65 000 DM betrugen;
und der Berliner Stadtgüter zum 1. Juni 1956, die einen Gewinn von 6600 DM ausweist. Nach der Auflösung des Stadtgutes Britz beschließt der Senat die Herabsetzung des Stammkapitals dieses Eigenbetriebes von 300 000 auf 270 000 DM.
Da in den letzten Jahren durchgeführte Bedarfsermittlungen einen besorgniserregenden Mangel an technischen Fachleuten aufgezeigt hätten, habe sich der Bund im Verwaltungsabkommen vom 8. Oktober 1957 gegenüber den Ländern zur finanziellen Unterstützung beim Auf- und Ausbau der Ingenieurschulen verpflichtet. Unabhängig davon aber habe Berlin schon in der Vergangenheit der Ausbildung von Fachschulingenieuren ständig große Aufmerksamkeit gewidmet und werde bis 1960 die Absolventenzahlen an seinen drei Staatlichen Ingenieurschulen Beuth, Gauß und für das Bauwesen bis 1960 gegenüber dem Stand von 1956 um 66 % erhöhen. Die Prüfung der Frage, ob ein weiterer Ausbau im Hinblick auf die mannigfaltigen Aufgaben und die damit verbundenen finanziellen Belastungen Berlins vertretbar sei, müsse schon deshalb zu einem positiven Ergebnis führen, weil allein der Eigenbedarf der Berliner Wirtschaft etwa doppelt so groß sei wie die Zahl der gegenwärtig in Berlin zugelassenen rund 2700 Absolventen. Der Senat erwägt daher die Einrichtung einer vierten Ingenieurschule, die nach Errichtung eines Neubaues für die Ingenieurschule Gauß deren Räume übernehmen und als Lehrstätte für chemische Technologie, Kälte- und Wärmetechnik unter Berücksichtigung der Kern- und Regeltechnik dienen könnte.
Auch der Ausbau der anderen staatlichen Fachschulen in Berlin - Meisterschule für das Kunsthandwerk; Meisterschule für Graphik und Buchgewerbe; Fachschule für Optik und Fototechnik; Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau -, an denen, zusammen mit den Ingenieurschulen, im Sommersemester 1957 rund 3800 Studierende eingeschrieben waren, soll weiter gefördert werden, wobei vorrangig die Aufgabe zu lösen bleibt, den vorhandenen Dozentenmangel durch eine Reihe geeigneter Maßnahmen zu überwinden.
Bürgermeister Amrehn beglückwünscht die Jüdische Gemeinde zur Wiedererrichtung dieses Gotteshauses und erinnert u. a. daran, "welchen großen und stolzen Anteil unsere jüdischen Mitbürger an der kulturellen und an der wirtschaftlichen Entwicklung Berlins" hatten. Während er den Anteil des Senats an den Baukosten als eine Aktion guten Willens zur Wiedergutmachung verstanden wissen möchte, warnt Bezirksbürgermeister Kressmann vor der Gefahr neonazistischer Umtriebe in der Bundesrepublik. Äußerste Wachsamkeit sei unerläßlich, um niemals wieder solche Verbrechen wie in der Vergangenheit geschehen zu lassen.
Bürgermeister Amrehn beglückwünscht die Jüdische Gemeinde zur Wiedererrichtung dieses Gotteshauses und erinnert u. a. daran, "welchen großen und stolzen Anteil unsere jüdischen Mitbürger an der kulturellen und an der wirtschaftlichen Entwicklung Berlins" hatten. Während er den Anteil des Senats an den Baukosten als eine Aktion guten Willens zur Wiedergutmachung verstanden wissen möchte, warnt Bezirksbürgermeister Kressmann vor der Gefahr neonazistischer Umtriebe in der Bundesrepublik. Äußerste Wachsamkeit sei unerläßlich, um niemals wieder solche Verbrechen wie in der Vergangenheit geschehen zu lassen.
Als Schwerpunkte der Arbeit des neuen Senats nennt Schütz die Stärkung der Wirtschaftskraft der Stadt, das Bildungswesen von der Vorschule bis zur Universität sowie das Gesundheitswesen und die Fürsorge für die älteren Bürger.
Die Bürgermeister der zwölf Bezirke:
Tiergarten: Joachim Karnatz (SPD);
Wedding: Horst Bowitz (SPD);
Kreuzberg: Günther Abendroth (SPD);
Charlottenburg: Roman Legien (CDU);
Spandau: Herbert Kleusberg (SPD);
Wilmersdorf: Heribert Baumann (CDU);
Zehlendorf: Wolfgang Rothkegel (CDU);
Schöneberg: Alfred Gleitze (SPD);
Steglitz: Helmut Rothacker (CDU);
Tempelhof: Bernhard Hoffmann (SPD);
Neukölln: Heinz Stücklen (SPD);
Reinickendorf: Herbert Grigers (SPD).
Auch bei einer Vietnam-Demonstration der KPD-Aufbauorganisation gibt es keine Zwischenfälle. Der Marsch führt vom U-Bahnhof Turmstraße in Berlin-Tiergarten zur Kantstraße in Berlin-Charlottenburg. Die Teilnehmerzahl wird auf 1 400 geschätzt.
Die Amtseinführung des neuen Generalstaatsanwalts erfolgt am 3. Mai.
Am 8. Mai findet auf dem Waldfriedhof Dahlem die Trauerfeier statt. Die Urnenbeisetzung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt im engsten Familienkreis.
Im Käthe-Kollwitz-Museum richtet man sich auf einen Umzug ein; es besteht ein Mietvertrag bis Ende 2019.
Zitierform: Berlin - Chronik. Online-Version : Hrsg. vom Landesarchiv Berlin. - URL: http://www.berlin-chronik.de (Stand: 22.04.2025)